Neues vom Stadtschreiber: Hupkonzert, Kindergeschrei und Hundegebell

 

Von Hans-Benno Hauf

Zu Beginn der Badesaison auf den Ginsheimer Rheinauen ruft 1962 die Maßnahme des Wasserstraßenamtes Mainz zunächst nur vereinzelt leichtes Aufbegehren der Badelustigen von den  verpachteten Uferstreifen am Rhein zwischen Steindamm und Hofgut Langenau hervor. Die Behörde hat zu Jahresbeginn den schon seither nicht öffentlichen Zugang über den Steindamm mit einer Schranke gesperrt und die Überfahrt von Fahrzeugen verhindert. 

Am 17. Juni  führt dies zu heftigen Protesten. Ausgelöst wird die fast panikartige Stimmung, als eine kilometerlange Schlange von nahezu 300 Fahrzeugen in den Abendstunden vor der Altrheinfähre von der Nonnenaue wieder nach Ginsheim übersetzen will. Diesem Ansturm sieht sich der Fährmann trotz eifrigem Bemühen nicht gewachsen. Seine Fähre schafft pro Stunde im besten Falle 50 Fahrzeuge, wozu noch Fußgänger und Radfahrer kommen. Hupenkonzert, Kindergeschrei, Hundegebell, fluchende Autofahrer und schrille Pfiffe sind die wenig harmonischen Klänge, die lange nach Einbruch der Dunkelheit über den Altrhein nach Ginsheim hallen. „Das schaffe ich nicht, und wenn es bis morgen früh vier Uhr wird“, läßt sich der Fährmann vernehmen.  Nach  Alarmrufen an die Landespolizeistation Groß-Gerau betätigt sich diese als Schrankenöffner am Steindamm und nach Kehrtwendung löst sich bis nach Mitternacht die Autoschlange Richtung Trebur langsam auf,  berichtet Hans Barth am 22.Juni 1962 im Bischofsheimer Lokal-Anzeiger, warnt vor erneut chaotischen Zuständen und fordert die Instandsetzung der gesperrten Steindamm-Zufahrt.

Heute[1] ist das gesamte Rheinufer nicht mehr an Vereine und Freizeitnutzer verpachtet, der Kraftfahrzeugverkehr über die Altrheinfähre für die Allgemeinheit gesperrt. Der Weg über den Steindamm aber gleicht einer Querfeldein-Holper-Teststrecke, selbst für Radfahrer!


[1] Im Jahre 2021

 

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