Neues vom Stadtschreiber: Ein Lehen inmitten des Rheins

 

von Hans-Benno Hauf

Auf Bitten seines Vasallen Emanuel Friedrich von Molsberg[1], Sohn von Ludwig Adolf von Molsberg, läßt Johann Ludwig Graf zu Nassau, Saarbrücken, Wiesbaden und Idstein  am 18. Juli 1683 einen „neuen“ Lehnsbrief ausstellen. Die Treue des Vaters wird gelobt und der Graf hofft, dass der neue Lehensträger sowie sein noch minderjähriger Bruder Philipp künftig ihm und seinen Erben gute Vasallen sind. 

Das Lehen umfasst die  inmitten des Rheins gelegene Aue gegenüber Gynsheim[2]  und die Hohe Aue[3] gegenüber Nackenheim. Diese Auen werden zu allen Rechten und Gnadenfreiheiten verliehen, wie in lange vorausgegangenen Lehnsverträgen geschehen. Die Auen sind kaiserlicher Besitz, den Grafen von Nassau zu Lehen vergeben. Diese verleihen sie  1357  dem Geschlecht der Mainzer Patrizierfamilie Gensfleisch[4]. Der letzte männliche Spross Philipp Gensfleisch stirbt ohne Nachkommen im Jahr 1510. Seine Schwester Hildegard Gensfleisch zu Sörgenloch ist seit 1424 mit dem Mainzer Richter Johann von Molsberg verheiratet. Dieser kommt dadurch in den Genuss des Reichslehens und eröffnet die lange Reihe der Molsbergischen Aueninhaber. 1689 verkauft der Graf von Nassau die Langenau an den Landgrafen von Hessen und 1809 geht die Aue der Molsberger auf Grund der Rheinbundakte[5] ins Eigentum des Großherzogs von Hessen. Als 1849 alle Lehen in Hessen aufgehoben werden, wird die erbbelehnte Familie Molsberg Eigentümer der Auen. 

Mit der Freifrau Elisabeth von Hügel, geb. Molsberg, stirbt am 17. Juni 1960 im Alter von 98 Jahren die letzte des Adelsgeschlechts derer von Molsberg auf der Nonnenaue, dem nördlichen Teil  eines ehemaligen Lehens inmitten des Rheins.

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[1] alte Schreibweise Molsperg
[2] heute Langenau genannt
[3] heute Hohenau genannt
[4] genannt Gutenberg
[5] Vertrag von 1806 zwischen Napoleon Bonaparte und 16 deutscher Fürsten zur Loslösung aus dem Deutschen Reich zur Gründung der Konföderation souveräner Staaten im Rheinbund.

 

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