Neues vom Stadtschreiber: Heimkehrvon Hans-Benno Hauf Am Ende des Zweiten Weltkriegs befinden sich etwa 3,3 Millionen deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, wovon 1,3 Millionen als verstorben oder vermißt gelten. Zehn Jahre später sind immer noch zehntausende in Gefangenschaft, als die russische Botschaft in Paris über die dortige deutsche Botschaft Bundeskanzler Adenauer nach Moskau einlädt. Am 12. September einigen sich Konrad Adenauer und Nikita Chruschtschow über die Rückkehr von 10.000 Kriegsgefangenen und die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen. Die ab 7. Oktober 1955 über den hessischen Grenzbahnhof Herleshausen und das Grenzdurchgangslager Friedland eintreffenden ersten sechshundert Spätheimkehrer[1] werden einige Tage später von Bundespräsident Theodor Heuss besucht und willkommen geheißen. Am Freitag, dem 14. Oktober 1955, läuten des Abends in Gustavsburg die Glocken[2]. Nach zehnjähriger qualvoller Kriegsgefangenschaft kommt der 38jährige Siegfried Lorenz zu seiner Frau und Kind, die nach der Vertreibung aus der alten Heimat in Grünwald an der Neiße im ehemals deutschen Kreis Gablonz in der Gustavsburger Mainzer Straße 29 Obdach gefunden haben. Unter großem Anteil der Bevölkerung wartet man auf die durch starken Nebel verzögerte Ankunft. Gegen 22.00 Uhr begleitet das Glockengeläut der beiden Kirchen die Ankunft des früheren Goldschmieds. Bürgermeister Gustav Brunner nutzt die späte Abendstunde, um ihn auf der „Burg“ willkommen zu heißen und die Glückwünsche für die lang ersehnte Freilassung auszusprechen. Siegfried Lorenz lebt mit Frau, Sohn und Tochter noch einundzwanzig Jahre in Gustavsburg, bis sie in Flörsheim am Main eine neue Heimat finden. [1] alle
nach dem 31.12.1946 erhielten nach dem Kriegsgefangenengesetz eine
Entschädigung von 30 DM je Gefangenschaftsmonat ab 01.01.1947 und 60 DM pro
Gefangenschaftsmonat ab 01.01.1950 |